Geht Beides? Top-Verkäufer und Marathonläufer?

„Welche Themen wünschen Sie sich sonst noch von mir?“, wollte ich vor einiger Zeit von meinen Facebook-Fans wissen. Daraufhin wurden viele spannende Themen genannt. Unter anderem das Thema „Marathon“. Wie bereite ich mich neben dem Job im Vertrieb noch auf einen Marathon vor? Trainingstipps. Gut, jetzt bin ich Vertriebsprofi und kein Marathonprofi, doch in einem früheren Leben, anfang 20, wollte ich Profi-Triathlet werden. Das hat nicht ganz geklappt und doch kann ich zu dem Thema etwas sagen. Damit Sie es richtig zuordnen können: Meine Bestzeit im Halbmarathon war 1:16h, die Bestzeit im Ironman 9:43h und die Bestzeit im Marathon am Ende eines Ironmans 3:30h.

Doch bevor wir zu irgendwelchen Trainingstipps kommen, möchte ich Sie bitten, dass Sie sich mit drei wichtigen Gedanken beschäftigen: 

Erstens: Wenn ich mir damals wie heute die Triathleten-Altersklasse 40 und älter ansehe, dann beobachte ich meist Menschen, die in anderen Lebensbereichen gescheitert sind oder zumindest ein Plateau erreicht haben. Die in anderen Lebensbereichen nicht mehr glücklich sind, die sonst keine Ziele haben, denen in anderen Bereichen oft der Sinn für ihr Tun fehlt. Ich erinnere mich an den Mann am Postschalter oder an Günter, der beim Städtischen Bauamt beschäftigt war. Diese Menschen waren beruflich am Ende ihrer Karriereleiter angekommen und suchten jetzt nach einer neuen Herausforderung… und „Marathonläufer“ oder „Ironman“ macht sich im sozialen Umfeld gut: Anerkennung pur. Fragen Sie sich bitte: Warum wollen Sie Marathonläufer werden?

Falls Sie als Führungskraft einen Mitarbeiter im Team haben, der Marathon- oder Triathlon-Ambitionen entwickelt, dann fragen Sie sich doch einmal, ob dieses Teammitglied Ziele, Sinn und Freude in seiner beruflichen Tätigkeit findet, denn nur dann werden Sie auch Bestleistungen im Vertrieb erleben!

Nebenbei: Es gibt viele extrem erfolgreiche Ex-Leistungssportler im Vertrieb! Dafür gibt es gute Gründe! Auch in meinem Team: Linda beispielsweise, eine unserer „Queens of Events“, war jahrelang in der Taekwondo-Nationalmannschaft. Doch einen aktiven Leistungssportler würde ich niemals einstellen. Das gibt nur Zielkonflikte!

Zweitens: Ich bin heute zum zweiten Mal verheiratet und sehr glücklich mit meiner Frau. Meine erste Ehe scheiterte unter anderem daran, dass ich in zu vielen Lebensbereichen Bestleistung liefern wollte: Leistungssportler, der bei den Wettkämpfen bei den Besten dabei sein wollte und dafür natürlich entsprechend trainierte. Ich wollte beruflich Karriere machen, eine Spur im Leben hinterlassen, Geld verdienen, ein vorbildlicher Ehemann und Vater sein. Selbst wenn Sie ein Organisations-Genie sind, wird das nichts! Zu viele unterschiedliche Ziele! 

Ich habe daraus gelernt. Heute mache ich noch immer viel Sport, allerdings Freizeitsport. Bewusst keine Wettkämpfe! Nicht mal der zehn Kilometer Citylauf oder einen Jedermann-Triathlon. Nein! Würde ich mich dort anmelden, dann würde sich auch sofort mein Fokus verändern. Das würde mich nur von meinen anderen Zielen ablenken und verhindern, dass ich diese erreiche. Fokus. Fokus. Fokus!

Bitte fragen Sie sich, wie wichtig Ihre Ziele im Leben sind, die Sie jetzt haben. Ein Marathon wird Sie in einen Zielkonflikt bringen. Was wollen Sie wirklich?

Drittens: Ein Ortsschild-Sprint beim Radfahren mit Freunden. Ich bin immer der Langsamste. Damals beim 100 Meter Sprint bei den Bundesjugendspielen. Die brauchten bei mir einen Kalender und keine Stoppuhr. Schnell kann ich nicht.

Der 30 km Marsch bei der Bundeswehr. Ich habe gefragt, ob ich den auch laufen kann. Der Ausbilder fragte, wie lange ich denn wohl brauchen würde? Etwa zwei Stunden war meine Antwort. Das hatte der noch nicht erlebt. Je länger, desto besser für mich.

Ich habe einen Ausdauer-Körper. Und Sie? 80, 90 oder mehr Kilogramm Lebendgewicht? Dann bitte tun Sie sich und Ihrem Körper einen Gefallen und laufen Sie keinen Marathon! Gehen Sie Schwimmen. In dieser Sportart gibt es auch interessante Marathon-Wettkämpfe! Oder gehen Sie Radfahren. Hier gibt es noch viel längere Rennen als einen 42,195 km-Lauf. Aber lassen Sie die Finger vom Laufen! Ihr Körper wird es Ihnen danken!

Jetzt zu den Trainingstipps:

Laufen Sie am Morgen. Der innere Schweinehund ist damit den ganzen Tag überlistet. Nebenbei: Sie brauchen nur ein Mal duschen. Laufen Sie mit leerem Magen, so lernt der Körper schnell an seine Energiereserven zu gehen. Laufen Sie nach Zeit und nicht nach Kilometern. Wenn Sie unterwegs sind, dann laufen Sie immer Wendepunkt: Sie wollen beispielsweise eine Stunde laufen, dann laufen Sie 32 Minuten in die eine Richtung und drehen dann.

Drücken Sie die Stoppuhr nie, wenn Sie Ihre geplante Zeit noch nicht erreicht haben. Schulen Sie Ihre Willenskraft. Keine Abkürzungen! Die gibt es auch nicht im Wettkampf! Beim Trainingsziel „1 Stunde“drücke ich noch heute immer erst bei 1:01 den Knopf der Stoppuhr.

Planen Sie ein Marathon-Rennen langfristig. Steigern Sie Ihren Kilometerumfang langsam. Wie lange Sie an Vorbereitungszeit für einen Marathon brauchen, hängt von Ihrer sportlichen Vergangenheit ab. Ein aktiver Triathlet kann einen Marathon spontan aus dem Training heraus laufen, wenn er keine Bestzeit anstrebt. Ein Freizeitsportler braucht sechs bis zwölf Monate, wenn es „gesund“ sein soll. Auf die letzten acht Wochen vor dem Rennen kommt es an – eigentlich nur auf die ersten sechs dieser acht Wochen.

Der Trainingsbaukasten besteht aus:

Erstens: Ein langer Lauf am Samstag oder Sonntag (besser nicht auf ganz leerem Magen). Zu Beginn 90 Minuten, dann später 2:30 – 3:00 Stunden. Langsam. Ruhig. Zu Essen und zu trinken mitnehmen. Mit einem Partner oder einem spannendem Hörbuch. Zur Abwechslung auch mal die Lieblingsmusik. Keine Pausen! Spazieren-Laufen. Das ist die wichtigste Einheit der Woche. Diese darf nur ausfallen, wenn Sie wirklich krank sind! Schnupfen, Grippe, Fieber = kein Ausdauersport! Eine Herzmuskelentzündung lässt Sie mindestens zehn Jahre früher sterben.

Zweitens: Eine schnelle Einheit: 1 Stunde im Wettkampftempo oder etwas schneller. Das ist die zweitwichtigste Einheit. Zwischen „1. und 2.“ sollten immer zwei bis drei Tage liegen.

Drittens: Den Rest der Woche füllen Sie mit drei bis vier normalen Einheiten nicht unter einer Stunde Dauer mit einem Lauftempo, dass Sie an Ihre Tagesform anpassen. Hören Sie auf Ihr Körpergefühl.

Kaufen Sie sich gute Laufschuhe (Asics), die zu Ihren Füßen und Ihrem Gewicht passen. Ein Herzfrequenzmessgerät (Polar) hilft Ihnen nicht zu schnell zu laufen und unterstützt Sie bei der Entwicklung Ihres Körpergefühls. Finden Sie einen Laufpartner oder schließen Sie sich einer Trainingsgruppe an. Keine Angst, es gibt auch Gruppen, die nur Walken.

Der letzte Gedanke: Beim Ironman sind nach meiner Erfahrung 60% der Kopf und die Einstellung und nur zu 40% der Körper für den Erfolg verantwortlich. Ich finde, dass gilt auch für einen Marathon. Mein Körper hat immer das getan, was mein Kopf ihm gesagt hat. Immer.

Wenn Sie jetzt noch immer Entschlossen sind, eine Marathon-Erfahrung zu machen, dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg und bin gespannt, was Sie später berichten!

Ihr Dirk Kreuter

PS: Klären Sie Ihr Marathon-Ziel mit Ihrem engsten Umfeld. Sie kämpfen schon im Vertrieb gegen die Widerstände Ihrer Kunden und die des Wettbewerbs, dann können Sie privat darauf verzichten! Wenn Sie jetzt noch herausfinden, wer in Ihrem Kundenkreis auch Läufer ist (das klappt via XING sehr gut), dann können Sie sich auch mit Ihren Kunden und Zielkunden zu einer gemeinsamen Trainingseinheit verabreden. Ich habe so schon viele gute und langfristige Kundenbeziehungen aufbauen können.

PS: Noch eine Anmerkung, die mir unter den Nägeln brennt: Wenn Sie so den Marathon laufen, dann kostet Sie das mindestens sechs Trainingsstunden die Woche. Das ist ein Hobby. Eine Erfahrung. Wie viel Zeit investieren Sie jede Woche in Ihre berufliche Weiterbildung?

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